Bankier Hans

Zur Zeit der großen Geschäfte.

Der Tag war wie geschaffen fürs Nichtstun. Die Sonne erhellte sonst dunkle Ecken, und bestrich alle Dinge rings mit wärmendem Glanz. Nur der Wind wagte, leicht, unmerklich fast, einen kühlenden Hauch dagegen. Er ließ die Blätter sich regen und die Äste, an denen sie hingen. Bewegten Schatten spendete er so für die, die sich ausruhten unter diesem Dach und Atem schöpften, um den Glanz des Tages zu überstehen. Aber manchmal ist nicht alles, wie es scheint. Und selbst der erholsamste Sommertag kann tödlich enden ...

"Meine Bank ist eine Kathedrale!", pflegte Bankier Hans zu sagen. "Kathedralen stürzen niemals ein!"


Kurzgeschichte.

Leseprobe.

Der Tag war wie geschaffen fürs Nichtstun. Die Sonne erhellte sonst dunkle Ecken, und bestrich alle Dinge rings mit wärmendem Glanz. Nur der Wind wagte, leicht, unmerklich fast, einen kühlenden Hauch dagegen. Er ließ die Blätter sich regen und die Äste, an denen sie hingen. Bewegten Schatten spendete er so für die, die sich ausruhten unter diesem Dach und Atem schöpften, um den Glanz des Tages zu überstehen.

Bankier Hans war einer jener Müßiggänger. Nur heute leistete er sich dies Nichtstun, bloß heute gönnte er sich Zeit dafür. Auch er musste doch einmal ausruhen!
Für gewöhnlich füllte er seine Tage wie auch ungezählte Nächte damit, das von vielen Ersparte in seiner Bank lohnend beiseitezuschaffen. Das Geschäft war ihm ein kostbarer Freund, der ihn vollends verstand. Es trieb ihn mit Gier an im Alltag und leitete ihn darin niemals fehl. Bankier Hans war dankbar für dies Geschäft. Er hätte es schlechter treffen können. Unvorstellbar, wäre es nicht zu ihm gekommen! Es schenkte ihm ein Leben im Luxus, eines von Bedeutung, ließ seine Worte gewichtiger scheinen als die Wahrheit. Wie leicht alles war, wie dumm und schwach die Anderen!
„Meine Bank ist eine Kathedrale!“, pflegte er zu sagen.
Erst das Geschäft, sein Freund, lehrte ihn die Männer seines Schlages erkennen. Es stellte ihn vor bei ihnen, rückte ihn ins rechte Licht, gar in ihre Mitte. Diesen Männern fühlte er sich verbunden, waren sie doch wie er: Die Gier raste in ihren Augen, wenn sie an sich rafften, was Wert besaß, wenn sie zerstörten in Wut, was sich nicht hergab und leben wollte, ohne Zwang und ohne Not. Wenn nicht ihnen, sollte es keinem gehören!
Bankier Hans fühlte stolz: Er war ein bedeutender Mann, einer von Welt! Einer, der alles bewegen konnte! Die Kleinen in der Welt schauten auf zu ihm, während sie in ihrer Armut versanken.
Und er? Er rettete sie vor dem Ärgsten, gab Almosen aus und spendete ihr letztes Geld. Sie bejubelten ihn dafür. Er gab jenen die Richtung vor, die eine Richtung nötig hatten, offenbarte denen den Weg, die ihn marschieren sollten.
Es gab die, die ihm sagten, er müsse eines Tages einstehen für alles das, was er heimlich getan hatte bis dahin, öffentlich. Die wies er ab. Sie raubten ihm nicht die Ruhe.
„Das kann mir nicht passieren!“, pflegte er zu sagen.

„Lieber falle ich tot um!“

© Copyright: 2024 Andreas Krauße. Alle Rechte vorbehalten. Geistiger Diebstahl ist nicht nett - und übrigens strafbar.

Datenschutz       Impressum




Drag & Drop Website Builder